Tango - Ausdruck der Sehnsucht
      25 Jahre La Republica del Tango

      Von Gabriele Danco in INterkultur Stuttgart 10/19

      Tango drückt Melancholie aus, die Sehnsucht nach irgendetwas, Sehnsucht nach Zuhause, nach Verlorenem. Dieses Gefühl haben Nanny Fornis und ihr Partner Walter Becker immer noch in sich, auch vvenn sie schon viele Jahre weg sind aus ihrer argentinischen Heimat Buenos Aires. Für sie ist Tango ist ein trauriger Gedanke, den man tanzen kann.

      Sie sind mit einer Tangoshow unterwegs in Deutschland als sie beschließen, hier zu bleiben und in Stuttgart eine Tangoschule zu gründen. Am 4. November 1994 eröffnen sie in Stuttgart-Feuerbach ihre Schule und erfüllen damit den Wunsch vieler Tangobegeisterter, diesen Tanz zu erlernen. In den 1990er jahren war der Tango en vogue, einige Filme aus Hollywood zeigten Tangoszenen und so wollen sich auch hier viele Paare in enger Umarmung zu lateinamerikanischen Klängen bewegen können.

      Nanny Fornis ist Schauspiellehrerin und Regisseurin, Walter Becker Sänger und Komponist.
      Die beiden lernen sich schon in der Schauspielschule in Buenos Aires kennen.
      Dort wird ergänzend zum Studium das Fach Tango angeboten. Beide hatten vorher keinen Kontakt zu dieser Musik, nehmen aus Interesse an dem Kurs teil und verlieben sich, in die Musik und ineinander. So wird der Tango wichtiger Bestandteil in beider Leben. Walter Becker beendet die Ausbildung zum klassischen Opernsänger und vertieft sich in das Studium der Tangomusik.
      "Für mich steht der Ausdruck, das Gefühl an erster Stelle und nicht die korrekte Intonation des Tones. Ich muss mich also sehr umstellen, Teile der klassischen Singtechnik weglassen, um überhaupt die Tiefe zu erreichen, die im Tango steckt."

      Mit der Gründung des Kulturzentrums La Repubica del Tango verwirklicht sich der Traum, einen Ort der Begegnung, der Berührung zu schaffen. Dort findet die kulturelle Symbiose zwischen Tradition und neuen Ausdrucksformen, zwischen Tango und Jazz, zwischen Europa und Lateinamerika statt.
      Es gibt Tangokurse und Workshops, aber auch Milonga, Vals criollo und Salsa, andere lateinamerikanische Formen des Tangos haben ihren festen Platz gefunden. 2004 zieht die Schule in ihre neuen Räume am Stuttgarter Stöckach.

      Walter Becker singt bewusst keine Tangos von Heimatlosigkeit, weil er diesem Thema nicht zu viel Raum geben will, trotzdem ist es immer präsent.
      Dabei hat er von seiner Familie diese Melancholie als Ausdrucksform nicht kennengelernt. Seine Eltern sind nach Argentinien ausgewanderte Donauschwaben, zuhause wurde schwäbisch gesprochen. "Mein Vater hörte Märsche und Schlager, trotzdern hat mich die Melancholie geprägt, da sie mit der Geschichte der Migranten zusammenhängt. Die haben meine Eltern erlebt, und ich jetzt doppelt als Sohn von Migranten und als Migrant in Deutschland."

      Die Schauspieldozentin Nanny Fornis gibt auch in Stuttgart ihr Wissen und ihre Erfahrung an Studenten weiter.
      So wird gleichzeitig mit der Tangoschule die Schauspielschule Crearte gegründet.

      Die staatlich anerkannte Schauspielakademie bildet zurzeit mit zehn Dozenten rund vierzig Studierende aus. Zu den in Deutschland vorgeschriebenen Fächern wird bei Crearte auch Musik und Kunstgeschichte unterrichtet, wie es in Argentinien üblich ist. Und natürlich lernen die Studierenden auch Tango, lernen im Tanz und in der Musik Sehnsucht auszudrücken und die Anziehung zwischen Mann und Frau.

      Nach 25 Jahren Erfahrung im Unterrichten von Tango stellen die beiden Argentinier*innen Unterschiede zwischen gestern und heute fest:
      "Früher kamen die Schüler und hatten schon Standardtänze gelernt und wollten den Tango als Ergänzung.
      Heute kommen Menschen, die noch nie getanzt haben und wollen sich als ersten Tanz direkt an den Tango wagen, manche üben ihn als ihren Hochzeitstanz.
      Das ist schwierig, sie müssen erst lernen, sich zu umarmen, sich in der Umarmung zu bewegen. Sie müssen den Raum erkunden und lernen, gemeinsam die Musik zu fühlen."

      Früher gingen die Kurse über acht Wochen, das will heute niemand mehr, niemand will sich länger als vier Abende festlegen.
      Zurzeit ist das Interesse am Tango nicht so stark wie in früheren Jahren.
      Walter Becker hofft, dass ,,bald wieder ein Kracher aus Hollywood kommt mit Tangoszenen, dann haben wir wieder Zulauf in den Kursen."
       

      Wer die Tanzschule und die Theaterakademie kennenlernen will, kann das beim Jubiläumsprogramm.
      Es gibt Konzerte und Shows mit argentinischen Künstler*innen, einen Tag der offenen Tür und natürlich kann der Tango auch selbst erlebt und gefühlt werden.

       


       

       

       

       

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